STREAMER

mit
Sebastian Neubauer, Daniel Vier und Svenja Wassill

20. Februar 2020 – verlängert bis Ende Mai

Sebastian Neubauer, 1a tradition des images, 2020

Ceci n’est pas une souris steht auf dem Wimpel, den Sebastian Neubauers Micky Maus im Schaufenster der galerie postel hochhält. Eine Anspielung auf Magritte’s „La trahison des images“ (Die Abbildung einer Pfeife, die Magritte zutreffend als „Ceci n’est pas une pipe“ unterschrieben hatte – hier gibt es das Bild zu sehen) 

Aber ist es eine Micky Maus? Die Form wirkt fremd, kantiger, länger, weniger rund als das gewohnte Disney-Original. Doch nicht Sebastian Neubauer hat sie verfremdet, es ist die „Micky Maus“ Variante, die in der DDR erhältlich war und die es heute noch auf ebay zu kaufen gibt: Das DDR Modell war in vielen von der Disney Maus abweichenden Farben erhältlich. Sebastian Neubauer hat ihr die Farben, die das Disney Modell trug, gegeben. So assoziiert der Betrachter die Disney Maus, und stolpert dabei umso mehr über die fremde Form.

Es ist kein Lächeln (mich persönlich erinnert es auch immer an den Calvin und Hobbes Comic-Streifen „That was a smile! I smiled!“ von Bill Watterson…), es ist keine Pfeife und es ist v.a. auch keine Micky Maus. Was ist echt, was ist unecht? Eine Frage, die sich nicht erst heute stellt, was Magritte’s Beitrag zur Bilddiskussion – ein Abbild wird nicht die Funktion der Originalpfeife übernehmen – beweist.

Es ist aber eine Frage, die sich einer Zeit der Fake News mit dringlicher Notwendigkeit stellt. Tools können heute schon Gesichter in Videochats durch andere Gesichter ersetzen. Als Elon Musk an einer Videokonferenz teilnehmen – kein Problem. Jedenfalls nicht für den, der sich dafür entscheidet. Für Elon Musk und seine Persönlichkeitsrechte vielleicht, für alle, die ihn für das Original hielten, auch.

Und welche Tradition konterkariert Sebastian Neubauers Micky Maus eigentlich? Die der Disney Maus, die des Umgangs in Ost und West mit den Symbolfiguren und Kunsttraditionen des jeweils anderen Teils der Welt während der Teilung oder nach dem Mauerfall? Jene Magrittes? Der Appropriation Art? „1a tradition des images“ touchiert die verschiedenen Ebenen von Kunstreflexion und den Auswirkungen der Ost-West-Teilung und bringt uns zugleich das Thema des Fake näher, das heute so aktuell wie selten zuvor ist.

Sebastian Neubauer, Chimora (Bruna) 2019

Sebastian Neubauer, Chimora (Bruna), 2019

Der heutige Post zeigt eine von Sebastian Neubauers Chimären. Ursprünglich aus der griechischen Mythologie stammend bezeichnet der Begriff ein Mischwesen aus Löwe, Ziege und Schlange, ein feuerspeiendes Ungeheuer, dass eine Gefahr für Mensch und Tier darstellte.

Auf einer rosafarbenen Blüte auf glitzerndem Untergrund haben sich in Neubauers Objekt Chimora (Bruna) ein Frosch, ein Skorpion, ein Grashüpfer und schwarze Vogelschwingen versammelt. Doch das Miteinander ist nicht friedlich – sind die Grashüpferbeine Teil des Skorpions? Woher stammen die Schwingen? Und hat der Skorpion die Kontrolle über die anderen Wesen?

Der Frosch jedenfalls scheint – im Gegensatz zu den üblichen Chimärendarstellungen – nicht Teil des Skorpionkörpers zu sein, sondern dem Insekt den Kopf abzubeißen. In der Fabel vom Frosch und Skorpion ist der Frosch das Opfer, der – trotz seiner Hilfsbereitschaft und obwohl dann beide Wesen sterben werden – vom Skorpion vergiftet wird. Neubauer scheint die Opfer-Täter-Rolle umzukehren.

Sebastian Neubauer, Gilbhart, 2013, Druck (mehrfarbig), Feder, Regenbogenfolie, Übertragungsfolie

Sebastian Neubauer, Chimäre, Grafik, 2013

Sebastian Neubauer, Chimäre, Grafik, 2013

Sebastian Neubauer, Chimäre, Grafik, 2013

Sebastian, Neubauer, Daymion h'Urs – The Extra Queen, 2013, Druck (mehrfarbig), Glitzerfarbe, Goldschrift

Sebastian Neubauer, Chimäre, Grafik, 2013

Mit Chimären hatte Sebastian Neubauer sich bereits in einer Grafikserie auseinandergesetzt, die 2013 z.T. in Zusammenarbeit mit Gunter Gräfe enstand. Sie waren in der Soloausstellung von Sebastian Neubauer in der Galerie 2015 zu sehen und zeigen u.a. Schafe mit Löwenpranken und Hasen mitAsselextremitäten. Silbernes Stickgarn, Glitzerlack oder Federn sind nur einige der Materialien, die Neubauer in seinen von Hand überarbeiteten Grafiken verwendet.

2018 steuerte Neubauer erste Chimären in Objektform zur Ausstellung „Der Bildung“ bei: Giraffenkörper trugen fototechnische Elemente als Kopf und in einer Mausefalle pochte ängstlich ein kleines Herz. (Im Hintergrund auf dem Bild die Grafiken, beides in der aktuellen Ausstellung nicht gezeigt, hier ermöglicht der digitale Raum eine Erweiterung des Ausstellungsraumes).

In dieser Tradition steht auch Chimora (Bruna), in der die Monströsität trotz rosafarbener Blüte und Glitter angelegt ist. Und das mehr noch als in vielen anderen Chimären, die jede für sich zwar bedrohliche Elemente enthielten, diese jedoch erst im Detail offenbarten. Anders bei Chimora (Bruna) – denn welches Element dieses Wesens ist wirklich harmlos? Wir wenden uns mit Grauen…

Ausstellungsansicht „DER BILDUNG“, galerie postel, 2018

Daniel Vier, Diamont, 2017

Daniel Vier, Distrikt, 2017

Daniel Viers Arbeiten „Diamont“ und „Distrikt“ von 2017 sind in der Galerie übereinander gehängt und sollen auch hier gemeinsam vorgestellt werden: Beide im gleichen Format (130 x 110 cm), beide in den gleichen Materialien Silberlack und Acryl auf Leinen, sind sie – bei allen Unterschieden – eindeutig miteinander verwandt.

Wie schon das „Place of No Pity“, das in einem früheren Post beschrieben wurde, spielen sie mit der Bildperspektive. Diamont mit seinem signet-artigen Charakter ist dabei nur scheinbar eindeutiger als Distrikt, das den Betrachter endgültig in ein Eschersches Raumverwirrspiel zieht, bei dem oben und unten auseinander zu entstehen scheinen und ineinander münden.

Während der signetartige Pfeil bei Diamont noch zweidimensional wirkt, scheinen auf einer Bildseite Linien zu einem gedachten Punkt zentralperspektivisch zusammenzulaufen. Doch die Perspektive ist verzerrt, der kritische Blick offenbart unterschiedliche Perspektiven für die verschiedenen Linien und manche Linie bricht auf halber Strecke ab.

Wird der Blick nun in das Bild hineingeleitet, wie es die Zentralperspektive eigentlich vorsieht? Oder bleibt er auf der zweidimensionalen Oberfläche wie das flächig angelegte Signet? Das wiederum als Pfeil auf die Zentralperspektive verweist? Die Farbigkeit setzt dieses Verwirrspiel fort: während die matten Acrylfarben dem Blick Tiefe ermöglichen, reflektiert der Silberlack das Licht und damit den Blick, der so auf der Oberfläche bleibt.

Sebastian Neubauer, Internetprojekt „longingbirds“, 2012

Installation in der galerie postel, STREAMER, 2020

Die longing birds im Internet vorzustellen, ist ein weiteres Absurdum der Online Situation, denn in der Galerie macht der QR Code, mit dem man sich mit dem Twitter-Account der longing birds verbinden kann, einen Teil des Charms der Installation aus: Offline und Online werden verknüpft, wie schon die Wellensittiche sich über das Internet mit der großen weiten Welt verbunden haben.

Und das Projekt „longing birds“ heute vorzustellen, zeigt auch, wie unterschiedlich der Blick auf Kunst – und damit ihre Interpretation – ausfallen kann, abhängig von der Situation, in der sich der Betrachter befindet.

Als ich (Claudia Postel – die Textautorin) dieses Projekt das erste mal sah, fand ich den ironischen Kommentar auf unser Social Media Verhalten unglaublich spannend: Da sitzt eine Gruppe Vögel in einer Voliere in Hannover Langenhagen, weit entfernt von den Traumorten, welche die Hintergrundfotos vorgaukeln, und doch nie in der Lage, diese zu erreichen.

Die scheinbaren Traumbilder sind ein „Fake“: Eine mit einem Bewegungsmelder ausgestattete Kamera vor einem Greenscreen reagiert auf die Bewegung der Vögel vor dem Objektiv, ein Algorithmus generiert dazu Bilder aus einer australischen Version von Google, die mit Suchbegriffen wie „Berge“, „Traumstrand“ etc. verknüpft wurden, und twittert das Ergebnis.

Sind diese Bilder deswegen weniger echt, als die z.T. aufwändig nachbearbeiteten Selfies, die so viele von Orten twittern, die sie z.T. nur wegen der Selfie-Spots besuchen?

Heute, am 5. April 2020, sind wir alle aufgrund der Ausnahmesituation in unserem Bewegungsradius eingeschränkt. Für Südseestrände mit Sonnenuntergang bräuchten wir alle einen Greenscreen. Und plötzlich tritt ein anderer Aspekt der Arbeit deutlich hervor: Die Sehnsuchtsorte, unser Bild von dem perfekten Moment, den es lohnt, mit der Welt zu teilen.

Die longing birds twittern nicht mehr, aber ihre Posts gibt es immer noch auf Twitter nachzulesen: https://twitter.com/longingbirds . Die Auswahl der Bilder, die gerahmt in der Galerie hingen, zeigt das oberste Bild dieses Posts. Sie gibt es seit dieser Ausstellung in einer Auflage von 3+1 zu kaufen – ebenso wie jedes andere der 2428 Motive, welche die Vögel während des Projektes auf Twitter veröffentlicht haben… (Fragen Sie uns gerne!)

Ausstellungsansicht STREAMER 2020 II: Svenja Wassill, Superlove, 2019 // Daniel Vier, Place of No Pity, 2017 // Svenja Wassill, hi, 2018

Daniel Vier, Svenja Wassill, Sebastian Neubauer – Ausstellungsansicht STREAMER 2020

Während wir nun über Svenja Wassills und Sebastian Neubauers Installation in der Ausstellungssituation geschrieben haben, blieb eine Arbeit bislang unerwähnt, die auf allen Fotos der Ecksituation mit drauf ist: Daniel Viers Gemälde „Place of No Pity“.

Daniel Vier, Place of no Pity, 2017

Die Ecksituation ist dabei ein wichtiger Aspekt, denn die in der Perspektive dunkler – statt heller, wie es eine korrekte Luftperspektive erfordert hätte – werdende Linienführung auf der rechten Bildhälfte schließt direkt an den Winkel der Wand an und verlängert mit ihren nach außen hin immer heller werdenden Strichen das Weiß der Wand, an die sie anschließt.

So kommentiert die Arbeit die Ecksituation und spielt mit dem Raum, den sie scheinbar verlängert. Der künstlerische Kommentar auf den Raum bezieht sich individuell auf die Situation in der Galerie: Daniel Vier hatte während der Hängung einige andere Varianten ausprobiert und dabei gezeigt, dass er das Spiel mit den Perspektiven, das seine Gemälde bestimmt, durchaus auch auf die Hängung überträgt.

So hing das Bild zeitweise in einem Winkel unter der Decke, nur um kurz darauf als Hochformat an der Wand zu hängen. Die Ausrichtung ist also nicht vorgegeben, es darf gedreht werden und die Wirkung des Bildes ändert sich mit jeden 90 Grad, die es sich weiterdreht. Zur Veranschaulichung also hier mögliche andere Ansichten des gleichen Bildes, wir empfehlen, jede einmal einzeln anzuklicken und für sich wirken zu lassen:

Das gleiche gilt für das an einer gegenüber gelegenen Säule neben der Galerietür gehängte Kleinformat „Nowhere“. Auch es darf gedreht werden, auch bei ihm ändert sich die Wirkung entscheidend. (Nur ist es mit seinen 30 x 25 cm im Selbstversuch deutlich einfacher zu händeln als das Großformat „Place of No Pity“, das 170 x 200 cm misst.) Auch hier eine Sequenz für einen digitalen Perspektivwechsel, das rechte Bild entspricht der aktuellen Hängung:

Svenja Wassill, Superlove (2019), Installation in der Ausstellung STREAMER, galerie postel, Hamburg 2020

Grundlage der Installation „Superlove“ von Svenja Wassill ist die Figur des kleinen Gizmo aus dem Film die Gremlins, ein liebenswertes Kerlchen mit großen Kulleraugen, das gerne singt. Doch wird er nass (s.u.), vermehrt er sich – und wenn man seine zahlreichen Abkömmlinge nach Mitternacht füttert, werden sie zu Monstern…

Superlove, so zuckersüß ist der Titel und so zuckersüß unschuldig kommt das plüschige Weiß und das leichte Glänzen der weißen Körperteile der Gizmo-Figuren daher, die auf der Vorlage einer Merchandise Figur des Gizmo beruhen, der sich wahrscheinlich tausendfach in Kinderzimmern Mitte der 80er Jahre befand.

Allein die Menge der tausendfachen Reproduktion dieser Figur sollte beunruhigen – ist sie doch im Film der erste Schritt zur Bedrohung durch die Plüschinvasion. Svenja Wassill deutet in ihrer Installation die Vermehrung schon an – 11 Plüschfiguren, 10 davon ganz eindeutig nicht der Ursprungsgizmo…

Und elf Mal kein Gesicht. Elf mal die liebliche Melodie, die langsam aus dem Takt gerät, wenn jeder Gizmo mit einer anderen Pausenlänge zeitversetzt einsetzt. Der niedlich flötende Gesang wird zu laut, die kleinen Finger klappern auf dem Parkett und die elffache Vervielfältigung intensiviert das Ergebnis. Ist der plüschige Freund bedrohlich? Man möchte in seinem Gesicht nach einer Antwort suchen, aber es gibt ja keines: Kein Gesicht, keine Mimik, keine Individualität, keine Gefühlsäußerung, nur mechanisches Klappern.

Ein Klick auf das Foto der Gizmos oben zeigt das Video, mit „Gesang“. Hier ein paar Sekunden, doch die Installation ist zeitlich unbegrenzt, theoretisch könnten Melodie und Klappern über Stunden erklingen, mit sich ständig verschiebenden Dissonanzen. Ab wann ist so viel Superlove bedrohlich?

Auch hier noch einmal der Link zu dem Video

Ausstellungsansicht STREAMER 2020 II: Svenja Wassill, Superlove, 2019 // Daniel Vier, Place of No Pity, 2017 // Svenja Wassill, hi, 2018

Der Blick auf die Ausstellungsituation mit dem Bild „Place of No Pity“ von Daniel Vier, dem Foto (ja, es ist wirklich eine Aufnahme) „hi“ von Svenja Wassill, diesmal nicht von Sebastian Neubauers Installation aus, sondern aus der Perspektive der Installation „Superlove“ von Svenja Wassill.

So suggestiv aufgenommen aus der Perspektive der kleinen Plüschfiguren, weil mich immer wieder die Ähnlichkeit der Form fasziniert, die sich zwischen den verwandelten Gizmos im Film „Gremlins“ von 1984 und dem Foto „hi“ fasziniert.

Der kleine „Gizmo“, der im Film als Haustier dem Jungen Billy geschenkt wird, ist durchaus niedlich und hat ein Faible für Musik. Wird er jedoch nass – z.B. durch Regen – vermehrt er sich. Und wird ein solcher Plüschteddy der Gattung Mogwai nach Mitternacht gefüttert, wird aus dem Kuscheltier ein echsenartiges Monster mit Gruselfaktor.

Was es macht, wenn einem Kuscheltier das Gesicht mit den Kulleraugen fehlt und wie Wassill Musik und Bewegung einsetzt, zeigen wir in Kürze – als nächstes stellen wir ein Video der Superlove-Installation online, Singen und Tanzen inklusive.

Doch was beobachtet die Teddygruppe im Vordergrund von der Wand aus? Seltsam hinterleuchtet, definitiv fellfrei – und sind die beiden Ausbuchtungen am schmaleren Ende eigentlich Ohren? Könnte der Fotografin hier ein seltenes Foto eines Gremlins geglückt sein? Die Vorschläge in der Ausstellung waren zahlreich, von Nacktkatze bis zu der Frage, ob es wirklich ein Foto sei – ja, ist es.

Das Drudel aufzulösen würde aber der Bildidee widersprechen: Der Frage danach, welche Realitätsebene wir eigentlich wahrnehmen; ob das, was wir sehen, real ist. Was Realität ist – und ob sich hinter ihr nicht manchmal eine zweite, vielleicht unheimliche Ebene verbirgt. Und hinter dem Foto ein Monster, das uns beobachtet…

Svenja Wassill, Superlove, 2019

Installationsansicht Ausstellung STREAMER galerie postel 2020

Svenja Wassill, hi (Fotografie), 2018

Sebastian Neubauer, MASHUPFORSCHUNGSREISE, 2007

MASHUPFORSCHUNGSREISE von Sebastian Neubauer online vorzustellen, ist eigentlich absurd. Denn die Arbeit bringt das Internet in die analoge Welt. In der Galerie führe ich sie meistens als „und da drüben liegt das Internet“ ein, was nicht ganz richtig ist, denn es ist nur eine einzige Recherche, die Sebastian Neubauer 2007 zum Thema der künstlerischen Technik des Mashup durchführte.

In immer gleichbleibender Reihenfolge findet sich hier zwischen Buchdeckeln der lückenlose Print sämtlicher Webseiten, die Neubauer 2007 in diesem Zusammenhang aufsuchte. Wissenschaftliche Forschungsprojekte stehen gleichberechtigt neben Wikipediaeinträgen und den bunten Werbeanzeigen, die Blogs oder fragwürdigere Webseiten rahmen. Alles für die Ewigkeit unveränderlich auf dem Stand des Einträge von 2007 eingefroren, während das Web sich weiterentwickelte, wuchs und technisch änderte.

Als Installation lädt MASHUPFORSCHUNGSREISE in der galerie postel zum gemütlichen Schmökern im Sessel ein. Ganz ohne Strom und LED Screen, blättern statt scrollen, haptisch und mit seinen 328 Seiten durchaus schwer.

Und natürlich ist es eingebunden in den Ausstellungsraum, halb unter einem Foto von Svenja Wassill platziert mit Blick auf ein Gemälde von Daniel Vier und einer weiteren Installation von Svenja Wassill, die auf dem unteren Foto gerade außerhalb des Bildes ist. Aber zu alldem kommen wir in einem weiteren Post.

Daniel Vier, Svenja Wassill, Sebastian Neubauer – Ausstellungsansicht STREAMER 2020

Ausstellungsansicht: Die Nische der Galerie ist in bläulichem Licht angestrahlt. Im Dämmerlicht leuchtet das pudrige Blau von Daniel Viers Relief  „Aporia“ von 2019. Darunter döst eine Gruppe Lemuren in Svenja Wassills Video „Schlummerschlaf“ (2016).

Was können wir sehen? Der erste Eindruck täuscht so oft. Die Lemuren, die so friedlich schlummern, schrecken plötzlich hoch – was sie erschreckte, bleibt verborgen. Und Daniel Viers Relief, das so archaisch und hieratisch scheint, hat seine Quelle in der Welt der frühen Computerspiele der 80er Jahre…