Sylvia Henze – Metamorphosen

26. Oktober bis 20. Dezember 2019

Es dauert fast fünfzig Minuten, bis sich die Kugel im Wasser auflöst. Schlieren ziehen hoch, verdichten sich zu einem Nebel, der vormals schwarze Hintergrund mit der Reflektion der Kugel wird undeutlich, Teile der Kugel brechen ab, bis sich die Kugel zu einem amorphen Haufen zersetzt hat.

Das Vergehen aber ist ein Übergang von einem Zustand in einen anderen, eine Metamorphose. Die Kugel wird vom menschengemachten Objekt zur formlosen Schüttung, nicht von Hand, sondern unter Wasser vom Zufall der Wasserbewegung und Schwerkraft gestaltet.

Der Schwerkraft im Veränderungsprozess folgten auch die Skulpturen von in Porzellanmasse getunkten Schwamm-Blöcken. Pittoreske Höhlenlandschaften, Canyons, Stalagtiten und Stalagmiten sind in Zerbrechen und Einstürzen des Schwammes entstanden. Wieder bringt Henze das Element des Zufalls ins Spiel: Die Hitze kann das Innere des mit Porzellanmasse getränkten Trägermaterials nicht aushärten, bevor der organische Schwamm verbrennt – ein unkontrollierter Einsturz ist die Folge.

Auch die „Feuerzeichnungen“, die Stroh, Metallsalze und Feuer im geschlossenen Ofen auf die Porzellanpapiere malen, lassen sich nicht steuern. Das Feuer wird zum Gestalter, gleichzeitig in seiner Hitze zerstörende Kraft und durch das Härten des Porzellans Konservator des Zerfalls.

Wasser und Feuer werden zum künstlerischen Gestalter, formen Skulpturen und zeichnen abstrakte Muster auf Papiere, die als filigrane Porzellanblätter gealtert wirken und in diesem Prozess konserviert sind im Material Porzellan.

Abb. v.o.n.u.: Sylvia Henze – Videostills aus dem Projekt ZEIT | EN // Fotoleuchtbox aus dem Projekt ZEIT | EN || o.T. (Porzellanblätter)